Bild & Lyrik

Bilder: Annette Schmucker

Texte: Jörg Ulrich Helgert Jörg Ulrich Helgert bei Facebook

Am 1. November 2020 ist im Editionwort Verlag das Buch “WACHEN UND TRÄUMEN” mit meinen Bildern und dazugehörigen Gedichten von Jörg Ulrich Helgert erschienen. Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Versandhandel unter Angabe der ISBN 978-3-936554-44-1 (Taschenbuch) oder ISBN 978-3-936554-46-5 (Hardcover) bezogen werden. Der Preis für das Taschenbuch beträgt 17 Euro und für das Hardcover-Buch 27 Euro. Gerne können Sie das Buch auch direkt über mich beziehen: Schreiben Sie mir eine email oder rufen Sie mich an.

Hier gibt es weitere Infos zum Buch und auch eine Leseprobe

Morgenlicht

Das Licht des Morgens trägt in sich
die Hoffnung auf das Gute.
Beseelt vom Licht begegne ich
dem Tag mit neuem Mute.

Der Plan

Im Widerstreit der Urgewalten
führt ruheloser Weltenlauf
ein Wachsen, Sterben und Gestalten
mit immer neuer Formung auf.

Aus Wasser, Feuer, Luft und Erde
kommt alles her und geht dahin,
dass es ein gutes Ganzes werde,
im großen Plan, aus tiefem Sinn.

Sich selbst im Denken überlassen,
sucht Menschengeist, was alles eint.
Vergeblich trachtet er zu fassen,
was niemals je erfassbar scheint.

Und maßt sich eitel schon seit Alters
selbst Schöpfung an und das Regime,
im Stande eines Erdverwalters.
Noch niemals war das legitim!

So fehlt es dieser Episode
an Selbstbescheidung und Respekt.
Sie ist geweiht dem frühen Tode,
der Nachwelt ewig unentdeckt.

Es bleiben nur noch Sedimente,
wenn letzter Seufzer ist getan.
Doch steht im Spiel der Elemente
Zerfall für Neubeginn im Plan.

Mein Wille geschehe

Aus traumlos sinnentleerter Nacht
ereignet sich ein Morgen,
an dem all das in mir erwacht,
was viel zu lang verborgen.

Ich übereigne mir die Zeit,
das Sein, das Tun, das Trachten.
Bin für die Selbstpflicht nun bereit,
bar auferlegter Frachten.

Im Streben nach Erfüllung liegt
fortan die höchste Weihe,
bis eine Denkungsart obsiegt,
dass ich mir stets verzeihe.

Und wenn ein Gott dies stützen mag,
so sei er mir willkommen.
Gleichwohl – ich hab den neuen Tag
selbst in die Hand genommen.
Vor dem Tanz

Die Zeit ist reif, als Stern heraufzuziehen.
In tiefer Sammlung bist Du Deiner Kunst gewiss.
Und die Erwartung schürt nun jenes Glühen,
das Dich noch stets aus Wankelmut und Zweifel riss.

Es steigen Klänge, Farben und Figuren
erneut empor vor Dir und ziehn Dich in den Bann,
umsäumen Dich mit herrlichen Texturen,
die ein verwandter Geist für Dich allein ersann.

Du wartest still, in selbstvertrauter Klarheit,
auf diesen Augenblick, wenn sich der Vorhang hebt.
Dann wird Dein Tanz zum Spiegel jener Wahrheit,
für die Dein Herz erbebt und Deine Seele lebt.
Flüchtiger Moment
Die Gegenwart ist nur ein Trick
und gaukelt schamlos vor,
was sich im selben Augenblick
schon in der Zeit verlor.

Als Wimpernschlag der Ewigkeit
im uferlosen Raum
frönt sie der Unverbundenheit
und bleibt ein Traum im Traum.

Wir wähnen uns im Hier und Jetzt,
sehr wahr und sehr präsent.
Doch sind auch wir zu guter Letzt
nur flüchtiger Moment.
Wachen und Träumen

Ein Flügelschlag der Ewigkeit,
kaum mehr – und doch so reich.
Das Urbild der Erhabenheit,
gelöst verspielt zugleich.

Verzaubert von der Szenerie
im kleinen weiten Raum,
vollenden wir die Harmonie;
ob wachend, ob im Traum.

Im Bann von Farbe, Klang und Duft
entbindet uns ein Wort.
Es hebt uns achtsam in die Luft
und trägt uns weit hinfort.

Abschied

War ihm schutzlos aufgesessen,
jenem Trugbild des Gefühls.
Gab doch eitel und vermessen
nur den Narrn des Possenspiels.

Habe Dich für mich ersonnen,
als ein Gleichnis meines Glücks.
Litt und lebte süße Wonnen
bis zum letzten Akt des Stücks.

Denn es waren Illusionen:
Du und ich – so tief, so nah.
Eine nur unter Millionen!
Dieser Traum war wunderbar.

Was nun übrig bleibt zum Ende,
ist die Leere tief in mir.
Reiche ich Dir meine Hände,
rühren sie nichts mehr von Dir.

Du wirst leben, schön und heiter –
süßer Rausch des Höhenflugs;
und ich sinke immer weiter
in den Sumpf des Selbstbetrugs.

Meine Worte, Deine Gesten
mögen bald vergessen sein.
Was besteht, ist meine Liebe,
immer da und immer Dein.
Die Tanzenden

Betört vom Drang der Melodie,
bald kraftvoll, bald bedächtig,
verschmelzen sie in Harmonie,
entrückt und wundermächtig.

Im Gleiten, Schweben und im Schritt
so frei trotz aller Grenzen,
schwingt das Begehren eifernd mit,
im Tanz sich zu ergänzen.

Tief eingefasst in die Musik,
erlöst von fauler Bürde,
entwerfen sie die Selbstreplik
aus Leidenschaft und Würde.

Erlegen sind bald Raum und Zeit
dem Zauber der Verführung,
und es erwächst Erhabenheit,
aus sinnlicher Berührung.
Nachtreise

Wehmut hüllt verwaiste Nacht;
meine Sehnsucht hält die Wacht.
Zauberbilder stehn Spalier,
säumen einen Weg zu Dir.

Zeigen, was uns einst verband,
fremden Blicken unerkannt.
Hoffnungslos vom Anbeginn,
nur im Augenblick der Sinn.

Reise durch die Zeit zurück;
halte Dich, spür‘ unser Glück.
Einmal noch im linden Schein…
…er verblasst – ich schlafe ein.
Loslassen

Die Gegenwart entrückt zum Traum;
ich fühle mich hauchzart umfasst
im Schweben durch grundlosen Raum,
befreit von grüblerischer Last.

Im seelenwarmen milden Schein
der Daseinskümmernis entfliehn;
nur eine Illusion – mag sein.
Ist Glück nicht stets dem Geist entliehn?

So gebe ich mich arglos hin
und schwelge dieser Euphorie.
Ein Kind im Herzen und im Sinn.
Ach, ende der Moment doch nie…
Stiller Tag

Einer dieser stillen Tage,
die ich so besonders mag,
wenn bereits im frühen Morgen
Gleichmut und Gewissheit lag.

Jene festigende Stärke,
die der Ruhe eigen ist
und den Sonnenlauf geleitet,
dass mein Herz das Leid vergisst.

Hell erfüllte wache Stunden,
unverzagt im Jetzt und Hier.
Fühle mich befreit, vollendet
und in Einigkeit mit mir.

Demut, Liebe und Vertrauen.
Dreiklang der mich Lächeln macht
und zum Ende dieses Tages
rüstet für den Sturm der Nacht.
Reinigendes Vergessen

So legt sich dichter nun ein wohltätiger Schleier
um all das Grübeln über Wut und Stolz und Schuld.
Ein milder Nebel macht das Selbstempfinden freier,
verhüllt Konturen alter Traurigkeit und Huld.

Der tumbe Seelenballast driftet ins Vergessen,
büßt ein an Macht und lähmender Beharrlichkeit.
Es öffnet sich im Denken dann stattdessen
das freie Feld der schaffenden Beflissenheit.

Und weil sich Arroganz und kummervolle Sorgen
nun heilsam widerrufen hinter’m linden Dunst,
verliert das Gestern die Regentschaft an das Morgen
und es gewinnen Lebenslust und Leidenschaft und Kunst.
SO FREI WIE DER WIND
[ Ein flatulierendes Poem ]


Ein Pups hatte mit aller Kraft
sich endlich freie Bahn verschafft.
Er war mit Sturm und Drang entfleucht;
geräuschvoll – und ein wenig feucht.

Nun fühlte er sich leicht und frisch;
ein unbeschwertes Gasgemisch!
Sein Ausflug war jedoch recht kurz;
so ist es wohl bei jedem Furz.

Auf seiner kleinen Odyssee
tat er sich kund und keinem weh.
Ein Pups ist nämlich unsichtbar,
doch sein Odeur nimmt jeder wahr.

Wenn er an einem Ort verweilt,
ist die Begeisterung geteilt.
Drum machte sich auch unser Held
nach starkem Aufwind rasch vom Feld.

Man winkte ihm noch hinterher;
vielleicht fiel ja der Abschied schwer.
Ob es so war – ich weiß es nicht…
Und damit endet das Gedicht